Der Blick des Aufkleber-Hundes – oder: Warum es sich lohnt, mit offenen Augen durch die Straße zu gehen

Ich laufe fast täglich an einem Hundefriseur vorbei. Ob der schon offen hat, keine Ahnung, ich besitze keinen Hund. Auf der Scheibe klebt ein über-lebensgroßer Hundeaufkleber. Schon oft habe ich mir gedacht: Wie witzig wäre es, wenn da, genau in seinem Blickfeld, mal ein echter Hund stehen würde? Könnte ein schönes Motiv sein.

Heute früh auf dem Weg zum Bäcker war es dann so weit. Plötzlich steht da wirklich ein Hund. Nicht besonders fotogen gestellt, kein dramatisches Licht – einfach da. Und ich? Zum Glück hatte ich mein Handy dabei.

Ich wusste sofort: Jetzt ist der Moment. Nicht, weil das Foto technisch perfekt wird. Sondern weil sich meine bewusste Beobachtung ausgezahlt hat. Weil ich diesen Ort schon „gesehen“ hatte, lange bevor etwas dort passierte.

Das Bild ist kein Meisterwerk – aber es erzählt eine Geschichte. Und es hat mir wieder einmal gezeigt: Wer seine Umgebung aufmerksam wahrnimmt, wer Motive im Kopf speichert, wer immer wieder genau hinsieht – der ist auch bereit, wenn sich eine Szene plötzlich von selbst zusammensetzt.

Fotografieren beginnt nicht beim Auslösen. Sondern beim Hinsehen.

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